20. April 2024

Blindenführhunde – Helfer auf vier Pfoten

„Lesen Sie mal die Zahlen an der Tafel da vor!“
„Welche Tafel?“
„Die an der Wand hängt!“
„Welche Wand?“
„Mein Herr, Sie brauchen keine Brille, Sie brauchen einen Blindenhund.“
„Was soll ich denn mit einem blinden Hund?“

So ein Witz und ähnliche fallen uns ein, wenn wir von Blindenhunden hören oder sie sehen. Aber wer diese Hunde sind und was für wichtige Aufgabe sie im Alltag leisten, wissen die Wenigsten,

Aufgaben und Pflichten eines Blindenhundes

Seit 1916 unterstützen ausgebildete Blindenhunde (Blindenführhunde) stark sehbehinderte und blinde Menschen im Alltag. Den Meisten sind sie bekannt als Helfer im Straßenverkehr. Anstatt eines Blindenstocks wird ein Hund eingesetzt. Die Assistenzhunde erkennt man sofort an ihrem weißen Geschirr mit Bügel.
Auf Kommando finden Sie Zebrastreifen, Ampeln, Treppen und andere wichtige Punkte, die als Orientierung in der Umgebung nützlich sind. Dabei müssen Straßen und Wege überquert oder Hindernisse umrundet werden. Aber die Vierbeiner können noch mehr.
Sie geben ihren Besitzern auch das Gefühl, einen treuen Freund und Begleiter zu haben. Jemanden der für sie da ist und dem sie vertrauen. Die Bindung, die sich zwischen beiden im Laufe der Zeit intensiviert, fördert die Zusammenarbeit im Alltag und tut der Psyche des Menschen gut. Das bedeutet weniger Stress und eine bessere Lebensqualität.

Eigenschaften eines Blindenführhund

Um die geforderten Aufgaben bestmöglich erfüllen zu können, müssen Blindenführhunde bestimmte Eigenschaften besitzen. Beispielsweise sollten sie mindestens eine Schulterhöhe von 50 cm vorweisen. Je größer der Hund ist, umso einfacher fällt es ihm den Menschen durch die Umgebung zu führen. Außerdem sind wichtig:

– Ausgeglichenheit
– Freundlichkeit
– Belastbarkeit
– Intelligenz
– Mut
– Gelehrigkeit
– Selbstbewusstsein
– Selbstständigkeit

Das scheint eine willkürliche Ansammlung von Wesenszügen zu sein, die man bei jedem Hund gern hätte. Aber für einen Blindenführhund und seinen Besitzer, sind sie überlebenswichtig.

Wenn der Hund nicht ausgeglichen und belastbar ist, kann er niemanden durch eine große Menschenmasse oder hastigem lauten Straßenverkehr führen. Und um seine Aufgaben über einen langen Zeitraum zu erfüllen, sollte das Tier auch Spaß an seiner Arbeit haben und den Mut Neues auszuprobieren.
Ein ausgebildeter Führhund versteht am Ende der Ausbildung ca. 80 Kommandos. Intelligenz und Gelehrigkeit ist also unverzichtbar.

Aber neben dem Befolgen von Befehlen muss der vierbeinige Helfer auch in der Lage sein, selbstständig eine Situation zu bewerten und angemessen zu handeln. Notfalls auch entgegen den Anweisungen seines menschlichen Freundes. Der Fachbegriff dafür lautet „Intelligenter Gehorsam“. Erhält der Blindenführhund ein Kommando, dass beide in Gefahr bringt, verweigert er den Gehorsam. Das könnte z. B. eintreten, wenn der Hundeführer die Straße überqueren möchte und sich ein Fahrzeug nähert. Der Hund wird sich in diesem Fall vor den Menschen stellen, damit dieser nicht weitergehen und vom Auto angefahren werden kann.

Obwohl es keine Vorschriften für bestimmte Blindenführhund – Rassen gibt, haben sich einige Hunderassen als besonders geeignet herauskristallisiert. Dazu gehören:

– Golden Retriever
– Labrador Retriever
– Deutscher Schäferhund
– Königspudel
– Riesenschnauzer
– Mischlinge

Voraussetzungen und Kosten

Schon im Welpenalter werden die Hunde auf ihr Potenzial als Blindenführhund getestet. Geeignete Vierbeiner kommen anschließen für 1 bis 1,5 Jahre in eine Patenfamilie, wo man sich ihr junges Alter zunutze macht.
Hunde, in dieser Phase, nehmen alles in der Umgebung besonders intensiv und mit Neugierde auf. Was sie dabei erleben und die Eindrücke, die sie gewinnen, prägen das Tier für den Rest seines Lebens.
Deshalb konfrontiert die Patenfamilie den Welpen mit verschiedenen Situationen und Begegnungen wie Busfahren, laute Menschenmassen, Züge, andere Hunde, Kinder und Kindergeschrei, U-Bahn usw.
Von nun an ist er mit diesen Dingen vertraut und weiß, dass sie keine Gefahr darstellen. Welpen die Angst vor bestimmten Situationen zeigen oder einem unerwünschten Jagdtrieb nachgeben, werden von der weiteren Ausbildung ausgeschlossen. Sie würden sich und den Menschen später in Gefahr bringen.
Die anderen kommen direkt von der Patenfamilie in die Ausbildung, wo sie alle Kommandos lernen, die später der Hundeführer im Alltag braucht.
Das dauert einige Monate. Anschließend lernt der Vierbeiner seinen Besitzer kennen und beginnt mit ihm das Training.

Die aufwändige und lange Ausbildung hat natürlich ihren Preis. Ausgebildete Blindenführhunde werden für 20.000 bis 30.000 Euro abgegeben. Da Blindenführhunde in Deutschland als „Hilfsmittel“ eingestuft sind, beteiligt sich die Krankenkasse teilweise oder sogar komplett an den Kosten. Der Versicherte muss dafür ein Restsehvermögen von unter fünf Prozent nachweisen.

Es ist aber nicht automatisch jeder Sehbehinderte beziehungsweise Blinde berechtigt einen Assistenzhund als Begleiter zu haben. Der Helfer braucht genügend Platz in der Wohnung oder dem Haus des Besitzers. Außerdem muss dieser körperlich fit sein, damit er sich um den Hund kümmern kann.
Geduld und Durchsetzungsvermögen sind ebenfalls Voraussetzungen für einen Halter. Auch ein Assistenzhund ist ein normaler Hund, der seinem Besitzer auf der Nase herumtanzt, wenn dieser ihn nicht im Griff hat. Ständiges Training, klar verteilte Rollen sowie die Trennung von Freizeit und Arbeit sind ein Muss für gutes Teamwork.

Der richtige Umgang mit Blindenführhunden

– Wenn der Hund sein Geschirr trägt, ist er bei der Arbeit und muss sich auf seine Aufgaben konzentrieren. Das ist für ihn sehr anstrengend. Deshalb sollte er nicht angesprochen, gestreichelt oder gefüttert werden. Das würde ihn ablenken.

– Der Hundeführer sollte ebenfalls nicht berührt werden. Das verunsichert den Hund, weil er die Geste nicht zu deuten weiß.

– Blindenhunde können ihren Begleiter zu einer Ampel führen, diese aber nicht lesen. Ein Hinweis von Passanten ist deshalb eine große Hilfe.

– Der Hundebesitzer sollte einen Tipp bekommen, falls er und sein Hund auf eine Rolltreppe zusteuern. Die sind für Blindenführhunde tabu, da die Verletzungsgefahr für das Tier zu groß ist.

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